Der große Wurf sollte es werden, an großartigen Ankündigungen wichtiger KV-Vertreter fehlte es in den letzten Monaten nicht. „Wenige Änderungen – dafür mit Wirkung“ so die KBV.
Stimmt. Die Wirkungen sind da, nur anders als versprochen. Die Wirkung in den Praxen sieht so aus, dass wieder einmal ein vermehrter administrativer Aufwand von Ärzten und Helferinnen betrieben werden muss, um die Änderungen umzusetzen. Die Wirkung auf den Praxisablauf ist also tatsächlich mit wenigen Änderungen erreicht.
Die Wirkung auf das Honorar bleibt jedoch aus: Simulationsrechnungen haben gezeigt, dass maximal gerade 2% mehr Honorar für die Praxen erzielbar ist, aber nur, wenn die gesamte Klaviatur der neuen Abrechnung beherrscht wird.
Doch wo bleibt mehr Geld? Diese Wirkung ist wieder einmal ausgeblieben. Wieder einmal wird nur umverteilt, was früher schon einmal im Topf war. Für die bisherige hausärztliche Tätigkeit hat die KBV von den Krankenkassen keinen Cent mehr erhalten. Es gibt mehr Geld für neue Leistungen wie Palliativmedizin und Geriatrie.
Wo bleibt aber die Vergütung für die gestiegenen Gerätekosten, z.B. für die in vielen Praxen erforderliche Anschaffung von neuen Ultraschallgeräten oder der Ausgleich für die Tarifsteigerungen für MFA (+4,5%). Über eine Refinanzierbarkeit verliert niemand ein Wort, alles selbstverständlich und sogenannte „Grundvoraussetzung“.
Jedes andere Unternehmen hat die Möglichkeit, seine Kostensteigerungen an die Kunden weiterzugeben. Bei uns Niedergelassenen wird die Frage nicht diskutiert, nach dem Motto: „die können das schon abfangen“. Stattdessen wird pressewirksam polemisiert, dass wir enorme Steigerungen in unseren Honoraren hätten, damit es während der Endphase des Wahlkampfes von Ärzten keine Protestaktionen mehr gibt.
In der Tat hat der neue EBM also eine Wirkung, aber eine falsche.
Doch eines müssen wir auch feststellen und uns selbstkritisch als Niedergelassene fragen: wo bleibt unser Protest, wo ist Widerstand, wo ist echtes Engagement für eine nachhaltige Veränderung? Vielfach Fehlanzeige. Aber gerade das führt dazu, dass unsere KBV-Vertreter solche Vereinbarungen mit den Krankenkassen „verhandeln“, dann von „großer Wirkung“ sprechen und sich selbstzufrieden zurücklehnen.
Wachen wir endlich auf und erkennen, dass zusätzliches Geld derzeit offensichtlich nur über Selektivverträge in das Versorgungssystem kommt.
Daran werden wir konsequent weiter arbeiten.