Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der GKV-Spitzenverband haben im Honorarstreit letzte Nacht einen Kompromiss gefunden. Im kommenden Jahr soll es für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten bis zu 1,3 Milliarden Euro mehr geben. Es gibt ein Extrabudget für Psychotherapeuten.
Trotz der Einigung: Das kann nicht befriedigen. Führen wir uns die Ausgangssituation kurz vor Augen:
gefordert wurde ein Ausgleich der inflationsbedingten Steigerungen seit 2008; dies entsprach einer Erhöhung der Ärztehonorare von 11 %.
Mit dem erzielten Kompromiss wird eine Erhöhung von ca. 4% realisiert. Diese Erhöhung wird zum überwiegenden Teil über Leistungsmengen realisiert werden, nicht über den Leistungspreis (Punktwert). Das ist in etwa so, als würden wir nun einen Teil der Überstunden, die wir bisher umsonst erbracht haben, bezahlt bekommen. Der Leistungspreis ist weiterhin nur um ca. 0,9% für die letzten Jahre angehoben worden. Im Jahr 2011 betrug die Inflationsrate in Deutschland 2,3 %, in 2012 liegt sie bei durchschnittlich 2 Prozent in den ersten neun Monaten. Das relativiert die Einigung doch deutlich. Für „Hurra-Rufe“ ist kein Anlass. Im Gegenteil vermögen wir nicht zu erkennen, was sich an dem Köhler´schen Vorwurf
einer „Mogelpackung“ geändert haben soll.
Der bereits 2006 „betriebswirtschaftlich kalkulierte Punktwert“ lag bei 5,1 Cent. Auch davon sind wir weit entfernt. Auch die Verhandler kommen auf diese doch einmal so zentrale Bezugsgröße ärztlicher Forderungen nicht mehr zu sprechen.
Es bleibt abzuwarten, was unsere KVN nun aus den Mehrhonoraren macht und wie sich dies tatsächlich für den einzelnen Arzt auswirkt. Wer das Geschachere der einzelnen Fachgruppen in der Vertreterversammlung kennt weiß, dass auch hier für Optimismus aller Fachgruppen kein Raum ist. Die KVneu-Fraktion (Zusammenschluss von Ärztegenossenschaft, Freier Ärzteschaft und Hartmannbund in der Vertreterversammlung) wird gefordert sein, die diesbezügliche Transparenz herzustellen. Wir werden darüber berichten.
Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass wir trotz eines Wandels im Verhalten von KBV und KV hin zu einem kämpferischen Auftreten nicht auf freie Verbände verzichten können. Wir werden auch weiterhin innerhalb der Allianz der Ärzteverbände darauf hinwirken, dass der Inflationsausgleich nicht einfach vom Tisch gewischt wird.
Es bleibt dabei: das Ergebnis der Honorarauseinandersetzungen ist mager – unsere Arbeit ist noch lange nicht beendet.